Faszien...

ein Lebensnetz das bewegt werden will

Faszien sind zur Zeit in aller Munde – was sind Faszien überhaupt?

Als Faszien wird das helle Bindegewebe bezeichnet, das aus Kollagen- und Elastinfasern besteht und das unsere Muskeln umhüllt – und aus dem auch unsere Bänder und Sehnen bestehen.

Das Wort Faszien kommt aus dem Lateinischen und heißt soviel wie Band oder Bündel und beschreibt damit ganz gut, eine der Funktionen der Faszien, nämlich das Bündeln, bzw. das Zusammenhalten der Einzelteile im Körper.

Faszien umschließen alle physischen Strukturen; Muskeln, Nervenstränge, Organe, Arterien und Knochen. Würde man aus einem menschlichen Körper alles entfernen und nur das Bindegewebe übrig lassen, dann wäre die komplette Anatomie des Menschen weiterhin sichtbar. Das Bindegewebe zieht sich wie ein Netz durch den ganzen Körper und sorgt dafür, dass alles, insbesondere die Organe, an ihrem Platz bleiben.

Es ist ein Bindegewebsnetzwerk, das sich durch den ganzen Körper zieht und unterschiedliche Funktionen hat.

 

Funktionen:

·       Formen: umhüllen, polstern, schützen, stützen, Struktur geben

·       Bewegen: Kraft übertragen und speichern, Spannung halten und dehnen

·       Versorgen: Stoffwechsel, Flüssigkeitstransport, Nahrung zuführen

·       Kommunizieren: Reize und Informationen empfangen und weiterleiten

 

Das Bindegewebe in Zahlen und Fakten

·       Jeder Mensch trägt 18-23 Kg Bindegewebe herum

·       Es speichert etwa ein Viertel des gesamten Körperwassers

·       Es versorgt die Zellen und Organe mit Nahrung

·       Es reagiert auf Belastung und Anforderung es passt sich an

·       Es erneuert sich stets aber langsam, in einem Jahr ist etwa die Hälfte ausgetauscht

·       Im Alter nimmt der Wasseranteil im Bindegewebe ab und die Kollagenfasern verfilzen zunehmend

Muskeln und Faszien arbeiten stets zusammen, Muskeln bestehen aus vielen Tausenden Fasern, die in dichte Bündel gepackt sind, jedes Bündel ist umhüllt von einer dünnen Faszienschicht. Das Ganze ist noch einmal in eine äußere Muskelfaszie eingehüllt, die dafür sorgt, dass der Muskel in Form bleibt. Unter der glatten Oberfläche dieser äußeren Muskelfaszie liegt ein Polster von weicherem Bindegewebe.

 

Die Faszien als Informationsorgan : Die Sinne

In den feinen kleinen und auch den dickeren Schichten rund um die Muskeln verlaufen alle nötigen Nerven und Blutgefäße, die den Muskel versorgen. Und eine Fülle von Rezeptoren gibt Informationen an den Muskel und leitet sie ans Gehirn.

Neu ist, dass diese Sensoren auch die Faszien besiedeln und unablässig Signale ins Gehirn schicken, man hat sogar herausgefunden, dass sie zahlenmäßig wesentlich häufiger als Nervenfasern die Muskelbewegung auslösen.

Und erst seit einigen Jahren wissen die Physiologen, dass die Anzahl der verschiedenen Sensoren und Nervenendigungen im Faszien-Gewebe rund um den Muskel, die Anzahl derer im Muskel bei weitem übersteigt. Das gilt besonders für diejenigen, die den Schmerz melden- Schmerzen entstehen also vor allem in den Faszien und nicht im Muskel. So ist z. B: die tiefe Rückenfaszie von Schmerzfühlern übersät.

So wird das Spüren, buchstäblich zum sechsten Sinn.

·       Faszien melden Informationen über Bewegung, Lage, Spannung und Druck und Schmerzen ans Gehirn und das vegetative Nervensystem

·       Sie sind unser größtes Sinnesorgan, von der Fläche her noch größer als die Haut

·       Sie sind das entscheidende Organ für die Körperwahrnehmung

·       Die Anzahl der Sensoren in den Faszien übersteigt die Anzahl der Sensoren in den Muskeln bei weitem

·       Muskeln könnten ohne Faszien-Hüllen weder arbeiten, noch ihre Form behalten, sie wären wie ein zäher Sirup

 

Revolutionäre Entdeckungen

·       Die tiefe Rückenfaszie ist dicht mit Schmerzrezeptoren besiedelt und Ort der Schmerzentstehung (Schmerzforscher Siegfried Mense, Heidelberg)

·       Faszien bilden ein körperweites Signalnetzwerk beschrieben von Helene Langevin, Vermont USA. Die Harvard Professorin, untersucht alternative Heilmethoden, (auch Yoga) und fand heraus, dass es eine Übereinstimmung der Faszien-Kreuzpunkte mit den Meridianen aus der chinesischen Akkupunktur besteht. So erklärt sich auch die Wirkung der Akkupunktur auch auf die langen Faszien-Strukturen.

·       Narbenartige Verklebungen in Faszien lassen sich durch sanfte Massage beeinflussen und wesentlich verbessern, wie die Physiotherapeutin Susan Chapelle und Geoffrey Bove in Tierversuchen gezeigt haben: die Tiere hatten OP-Narben und verklebte Faszien am Bauch. Sie wurden in zwei Gruppen geteilt, und eine Gruppe wird vorsichtig jeden Tag mit rolfingähnlichen Techniken massiert. Diese Tiere hatten im Vergleich zu denen die nicht massiert wurden, geringere Verklebungen.

·       Faszien können sich eigenständig zusammenziehen und reagieren auf Botenstoffe, die bei Stress ausgeschüttet werden. Das bedeutet, nicht unbedingt Muskelverspannungen sind Schuld an Schmerzen, manchmal kommen sie direkt vom Stress.

·       Die Faszien liefern möglicherweise eine Erklärung für viele Fälle des chronischen tiefen Rückenschmerzes, Volksleiden Nummer eins

·       Sogar psychische Krankheiten, wie Depression, Angststörungen und andere werden heute mit Störungen der Selbstwahrnehmung erklärt, dafür verantwortlich sind neurophysiologische Signale aus den Rezeptoren in den Faszien

Faszien bilden einen entscheidenden Sitz unserer Empfindungen. Andrew Taylor Still, der Begründer der Osteopathie, sah das so: „Die Seele des Menschen mit all ihren Strömen puren Lebenssaftes scheint in den Faszien des Körpers zu fließen.“ Sie sind mit zahlreichen Nervenenden ausgestattet. Auf diese Weise geben Faszien unentwegt Informationen an unser Gehirn weiter.

 

Im Umkehrschluss beeinflusst auch emotionaler Stress die Beschaffenheit der Faszien. In Studien konnte gezeigt werden, dass sich hohe Stresspegel auf die Gewebespannung auswirken können. Noch ein Aspekt: Für ihr Wachstum brauchen Faszien ausreichend Schlaf. Nachts wird das Wachstumshormon HGH gebildet. Chronischer Schlafmangel kann daher eine gesunde Faszien-Erneuerung verhindern.


Was also tun?

Bewegen, dehnen, spüren und beleben

Diese Ansätze kommen so direkt aus der Faszien-Forschung. Um den Schmerzen zu entgehen ist es erforderlich, sich wieder artgerecht zu bewegen, unter Einsatz des ganzen Körpers und ganz besonders aller Gelenke.

Sorge dafür, dass Deine Faszien beweglich bleiben oder werden, dazu musst Du alle Bewegungsrichtungen einmal einnehmen, evt. soetwas wie den Treppentanz ausführen, mal auf ein Klettergerüst gehen, im Wald über Baumstämme klettern, bringe einerseits den Kreislauf in Schwung und andererseits, mache Dehnübungen. Rolle regelmäßig Deine Füße und gönne Dir hin und wieder eine Thai-Massage.

Nimm nicht zulange dieselbe starre Haltung ein (Dehnübungen sind hier besonders wichtig), alles was nicht regelmäßig gedehnt wird, verfilzt und trocknet aus.

Das Bearbeiten mit einer Rolle macht Dich geschmeidiger und Regenaration-Pprozesse werden beschleunigt und Fehlhaltungen wird entgegengewirkt.

Mach dir klar, dass Faszien keineswegs die Antwort auf alle Fragen sind, sondern auch ein wichtiger Teil Deines Körpers, der Deine Aufmerksamkeit braucht, um fit zu bleiben und Deinen Bewegungsapparat geschmeidig und in Form zu halten.

Praktiziere ganzheitliche Sportarten, wie Yoga und Fitness im Wechsel, so bleiben alle Bereiche fit.

Hab Spaß am Leben und bewege Dich viel!!!

Quellen: Robert Schleip „Faszien Fitness“

Stefanie Arend „Detox mit Yin-Yoga“

 

Bücher zum Thema Yin-Yoga:

  Yin Yoga - Der sanfte Weg zur inneren Mitte von Stefanie Arend

Faszientraining mit Yin-Yoga von Dirk Bennewitz